Die Seenotretter schleppen kaputte Motorboote in den Hafen, holen kranken Passagiere von Kreuzfahrtschiffen und retten Menschen, die über Bord gegangen sind. Zu Besuch auf dem Seenotrettungskreuzer „Anneliese Kramer“, dessen Besatzung sich von Cuxhaven aus um die Elbemündung kümmert.
An Bord des Schiffes sind neun Besatzungsmitglieder. Alle zwei Wochen ist Schichtwechsel. Dann übergibt die Besatzung das Schiff an die nächsten vier Kollegen: Zwei Nautiker und zwei Techniker. Holger Wolpers ist der 1. Vormann, so nennt man den Kapitän auf einem Seenotretter. Mit dabei sind Arne Fröse, Andreas Hahn und Andreas Denker.
Für mich ist das ein Traumjob – Techniker Andreas Hahn –
Denker, ein großgewachsener Mann, führt die Besucher über eine feste Metallleiter in den Maschinenraum: Das Herzstück sind zwei Dieselmotoren, die es zusammen auf mächtige 3.916 Pferdestärken bringen. Auch eine Wärmebildkamera ist auf dem Schiff montiert, die bei der Suche von Menschen im Wasser zum Einsatz kommt.
Denker ist der Techniker auf dem Schiff und bei der Marine gewesen, danach war er einige Jahre bei einem Medizintechnikunternehmen. Dann reizte ihn die See, seit 2009 ist nun schon dabei. Techniker Andreas Hahn, den hier alle nur Hähnchen nennen, war nach seiner Zeit bei der Marine für 15 Jahre Monteur bei einer Werft, fuhr mit den Kollegen zu Einsätzen in der ganzen Welt. „Für mich ist das ein Traumjob.“, findet Hahn.
Die vier Männer sitzen in ihren roten Overalls in der Messe, auf dem Holztisch stehen dampfende Kaffeebecher. Die See ist oft rau, und so ist auch der Ton an Bord. Man scherzt mit- und übereinander. Wenn es ernst wird, wird schnell umgeschaltet. „Man muss sich auf die anderen verlassen können“, sagt Denker. Im Hintergrund dröhnen Stimmen aus dem Funkgerät, das hier niemals ausgestellt wird. Hier hat jeder einen leichten Schlaf.
Ein paar Einsätze sind den Männern besonders im Gedächtnis geblieben. Wie sie ein Paar aus dem Schlick gerettet haben, zur Hälfte waren die eingesunken und die Flut stand kurz bevor. Es sind Geschichten von Unfällen und Leichtsinn. „Einen Menschen zu retten, das vergisst man natürlich nicht so schnell“, sagt Fröse. Selten, zum Glück, müssen sie auch Tote bergen.
An diesem nebligen Dienstag im November bricht die Besatzung nach dem Mittagessen zu einer Kontrollfahrt auf. Viel ist im Winter nicht los doch Kontrollfahrten sind ein Muss. „Du musst immer darauf gefasst sein, dass es gleich los geht“, sagt Fröse. Es geht raus aus dem Hafen, links am Cuxhavener Wahrzeichen Kugelbake vorbei.
Ich bin einfach gern auf dem Wasser. – Arne Fröse –
Wenn Arne Fröse nach den zwei Wochen Dienst wieder nach Fehmarn kommt, dann ist er auch schon bald wieder auf dem Wasser unterwegs. Denn an ein paar Tagen in seiner zweiwöchigen freien Zeit fischt er. Und er ist weiterhin ehrenamtlich auf dem Seenotretter „Emil Zimmermann“ im Einsatz, kümmert sich mit den Kollegen um den Fehmarnbelt zwischen Deutschland und Dänemark, eines der meistbefahrenen Seegebiete der Ostsee. So besonders findet Fröse den doppelten Einsatz gar nicht. „Ich bin einfach gerne auf dem Wasser“, sagt er.
Text: Gerd Schild
Fotos: Philipp von Ditfurth
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