Sancho ist ein ganz Ruhiger, ein großer Brauner mit sanften Augen. Seine Stirn duftet nach Heu und Sägespäne und wenn man ihn am Ohr krault, reckt er den Hals vor und lässt vor Wohlbehagen seine Unterlippe hängen. Sancho ist ein echter Genießer.
Den Strick von seinem Halfter halte ich lose, während der Esel neben mir her trottet. Seine kleinen Hufe wirbeln den Schnee im Winterwald auf. „Eigentlich ist Nässe nichts für Esel“, sagt seine Besitzerin Manuela Habich, „aber Schnee, den lieben sie.“
Manuela lebt mit ihren Eseln in einer ehemaligen Papiermühle am Sollingrand und organisiert von dort aus ihre Trekkingtouren. Sie ist den Tieren regelrecht verfallen, auch und gerade den Problematischen unter ihnen: „Meine Truppe ist ein zusammengewürfelter Haufen aus Noteseln“, sagt sie.
Die kleine Ronja zum Beispiel sollte schon mit zwölf Monaten beim Schlachter landen. Sie ist die unkomplizierteste und erfahrenste in der Truppe. Deshalb teilt Manuela die kleine Braune gern Familien mit Kindern zu – auch heute.
Gleich daneben begleitet der graue Julius die Familie, den Manuela Habich einst aus einer Kettenhaltung freigekauft hat. Ich teile mir den sanften Sancho mit einer Muli-Halterin. Die kennt sich zwar bestens mit Pferden aus – aber heute will sie den Charakter der väterlichen Seite ihres Mulis besser kennenlernen, den Esel.
Manuela Habich bietet Eseltrekking-Touren in Niedersachsen an. Hier schmust sie mit Esel Wally.
„Esel Sancho stammt aus einer Beschlagnahme vom Amtsveterinär“, erzählt Manuela. Dass er einst vollkommen ausgemergelt und mit kaputten Hüften bei ihr ankam, merkt man ihm heute nicht mehr an. Das Laufen tut ihm gut, nur große Sprünge kann er nicht mehr machen.
Das Pärchen neben uns hat Wally zugeteilt bekommen, eine große, graue Eseldame, die aus einem Streichelzoo stammt und früher extrem ängstlich und misstrauisch war. Laufen an der Leine, daran war anfangs nicht zu denken. „Als Wally zu uns kam, ließen wir sie bei unseren Touren einfach nebenherlaufen.“ Festhalten am Strick konnte sie nicht ertragen.
Heute ist das anders. Und wenn sie doch einmal weg will? „Dann empfehle ich das, was man bei Pferden niemals machen sollte: einfach laufen lassen“, sagt Manuela.
Dass die Gäste erstmal Vertrauen zu den Eseln aufbauen, ist Manuela sehr wichtig. Daher hat sie Möhren mitgebracht, die jeder Teilnehmer gleich zu Beginn an sein Tier verfüttert. Anschließend teilt sie Bürsten aus, denn auch die Fellpflege dient als „vertrauensbildende Maßnahme“.
Als es losgeht, sind die Tiere begeistert vom Schnee. Gleich drei Esel lassen sich nicht mehr halten – und die Wandergruppe hinter sich. Sancho will mitziehen, aber Manuela bremst. „Den letzten Esel bitte nicht loslassen, sonst stehen wir gleich ohne Herde da.“
Es dauert keine fünf Minuten, da haben sich die drei Ausreißer ausgetobt und kommen zurück. Von da an läuft der Marsch durch den verschneiten Solling ohne größere Zwischenfälle. Je länger wir gehen, desto besser spielen sich die Teams ein.
Man fühlt förmlich, wie die Entspannung in der gesamten Gruppe um sich greift. So mancher Esel macht einen kleinen Zwischenstopp und knabbert an jungen Fichtentrieben oder trockenen Gräsern.
Mensch und Esel genießen gemeinsam das Gehen und die kleinen Pausen mit Streicheleinheiten. Eselwandern, das ist tatsächlich etwas Besonderes: Dieser große, warme Körper neben dir, dampfender Atem steigt auf, irgendwann sind nur noch die Schritte der Hufe und Wanderschuhe im Schnee zu hören, manchmal ein Schnaufen oder das gemütliche Kauen, wenn der Esel etwas zum Fressen am Wegesrand findet. Beruhigender als Baldrian. Glücksgefühle pur.
Ihr gehört eher zu den Alpaka-Fans? Dann haltet euch fest. Denn in Niedersachsen kann man nicht nur mit Eseln, sondern auch mit Alpakas wandern!
Text und Fotos: Iris Schaper
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